Pilgern mit Hund nach Santiago de Compostela

Translation:

Annika: Vorfreude? Ja! Panik? Ja! Abenteuerlust? Ja! Abschiedsschmerz? Ja! Aufkeimender Wahnsinn? Ja!!!

Zwölf Stunden vor dem Startschuss befällt mich mal wieder der mittelschwere hysterische Stimmungskarneval. Immer fröhlich auf und ab... Und das ganz ohne den "echten" Karneval zu feiern!

 

Der Rucksack ist zum hundertsten Mal aus- und wieder eingepackt - so ganz ohne den Zeltkram war es ziemlich leer. Mit unserem Survival-Paket aus Bochum ließ es sich aber gut wieder auffüllen. An dieser Stelle herzlichen Dank an Familie Wagner-Diederich für die freundliche Unterstützung! Mit Tomaten-Käse-Knäcke, Proteinriegeln, Trinkschokolade und Glücksglukose werden wir die ersten Tag wahrscheinlich leben wie Gott in Frankreich, Notfallpulver, Arnika-Paketchen, Sonnencreme etc. werden uns wohl noch länger begleiten und das eine oder andere Mal aus der Patsche helfen... Wir werden darüber natürlich berichten.

 

Ich für meinen Teil habe, genauso wie mein Freund übrigens, immer noch nicht wirklich realisiert, dass unser Trip morgen beginnt. Irgendwie scheint mir das alles noch viel zu weit weg... Da unsere morgige erste Etappe von meinem einen Zuhause zum anderen führt (Helpenstell - Eitorf), schiebt sich meine wirkliche Abreise ja auch noch einen Tag nach hinten.

 

Sira hingegen scheint ziemlich deutlich zu spüren, dass hier bald etwas passiert. ... dass ein Umbruch stattfinden wird. Seit ca. einer Woche sucht sie extrem unsere Nähe, legt sich zum Beispiel neben meinen Freund aufs Sofa, ganz nah, und atmet im ins Ohr. Ansonsten legt sie sich uns bald auf den Schoß, sobald man irgendwo sitzt. Bei einem großen 30 kg-Hund ist das gar nicht mal so ohne.... Zumal sie scheinbar im Fellwechsel ist und man nach einer solchen Kuscheleinheit aussieht wie geteert und gefedert.

 

In den letzten Tagen versuche ich verzweifelt, hier meine letzten Unterkategorien zu vervollstänigen und unsere Rückreise zu organisieren, allerdings machen mir entweder mein kleines Netbook oder die Internetverbindung einen Strich durch die Rechnung. Ich hab einfach keine Chance. Deswegen sitze ich jetzt am Laptop meines Freundes und lasse euch wenigstens an meinen letzten heimatlichen Gedanken vorm Abmarsch teilhaben.

 

Sämtliche Verabschiedungen haben wir jetzt auch hinter uns gebracht, haben dem Ruhrgebiet noch einmal einen Besuch abgestattet und haben formvollendet den Geburtstag meiner Patentante vergessen (obwohl wir sogar an dem Tag noch dort waren), uns aber trotzdem schön den Wanst vollgeschlagen. Ich muss es auch hier noch einmal sagen: Sabinchen, es tut mir wirklich leid! Ich schäme mich, aber so bin ich nunmal.

 

Auch diverse Henkersmahlzeiten haben wir genossen, zuletzt heute, die letzte Mahlzeit in Zweisamkeit mit meinem Liebsten. Hach ja, ganz komisch. GANZ komisch...

 

In den vergangenen Tagen war es saukalt, allerdings hat häufig mal die Sonne vorbeigeschaut.  Die ersten zarten Frühlingsknöspchen zeigen sich im heimischen Garten. Wie Papa habe auch ich schon die ersten Vögelchen in ihrer hektischen Geschäftigkeit erlebt, vor allem lautstark. Sonntag morgen ging ich über unseren Siegdamm, die Sonne schien, die Luft war klar und die Hände waren kalt. Aus dem Wald über unserm Haus hörte ich zwei Spechte klappern, als würden sie sich ein eifriges Wortgefecht, ein Frage- und Antwortspiel liefern. Vielleicht sprachen sie aber auch über mich, über uns. Als wollten sie sagen: "Na los, macht euch auf den Weg. Der Frühling naht, auf was wartet ihr noch?"

 

Die Antwort darauf ist leicht: Auf gar nichts mehr! Morgen geht es los! Ich grüße euch, verabschiede mich aus dem heimischen Wohnzimmer und melde mich, sobald es geht wieder, von unterwegs!

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Kommentare: 2
  • #1

    Dani Big Bro (Sonntag, 17 Februar 2013 20:09)

    Anni, du hast echt ne geile Schreibe. Solltest du fast mal überlegen, da mehr draus zu machen ;o)

  • #2

    Masticating Juicer (Dienstag, 30 April 2013 07:57)

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