Pilgern mit Hund nach Santiago de Compostela

Translation:

Annika: Dritte Etappe: Check!

Freunde, es tut mir leid! Da versprechen wir so groß und breit, wir bloggen, und dann sowas! Technische Probleme, deswegen kein Eintrag bis jetzt...

Tja, wie waren die ersten drei Etappen? Kurzum: Super!


Rein körperlich merke ich, dass ich SO lange Touren mit Rucksack nicht mehr so ganz gewohnt bin. Hier scheuerts, da juckt es, und mein Körper fühlt sich an, als hätte ich so was Ekliges wie Sport gemacht. Kein Gefühl, dass mir schlechte Laune macht, aber dafür sorgt, dass der Abend-Gassi-Gang mit Sira schwere Überwindung kostet. Gestern Abend im Bett stellte ich außerdem fest, dass ich irgendwelche Probleme am rechten kleinen Zehnagel habe. Fühlt sich an wie ein Bluterguss, außerdem ist der Nagel ganz fies eingerissen. Mal sehen, ob ich daran die Tage mal ein bisschen rumoperieren muss. Auf der heutigen Etappe hat Ignorieren erstmal ganz gut geklappt...


Der Hund verhält sich sensationell. Als sie gestern Morgen gemerkt hat, dass der Aufbruch nahte, begann sie freudig, uns zu umkreisen. Alle drei Tage an der 5m-Leine und mit Rucksack hat sie grandios gemeistert. Man merkt, dass sie am Ende des Tages müde ist, aber sie quält sich nicht. Und nach ein paar Stunden Schläfchen auf Uschis Fußbodenheizung konnte sie bei unserer Abendrunde gestern schon wieder ganz gut durch den Schnee toben. Sie genießt ihre Knabberstangen aus Bochum, wird - bisher noch - jeden Abend mit ihrem  Nassfutter verwöhnt und erfreut sich der gemeinsamen Zeit, der fremden Gerüche und neuesten Hundebekanntschaften. Sie ist lieb und nett und freundlich Menschen gegenüber. Bei Hunden verhält sie sich 50/50. Die einen liebt sie und will sofort spielen, vor den anderen hat sie Angst und macht sie mit Bellen und Knurren nieder. Also genauso wie zu Hause auch ;-) 

Sie hat allerdings ein bisschen Probleme, abends, wenn die Lichter ausgehen, ihren Schlafplatz zu finden. Ist doch etwas anderes, wenn man von Zuhause gewohnt ist, im Bett oder zumindest auf dem Sofa seine Ruhe zu finden. Wer will dann schon auf dem ollen Deckchen oder dem Teppich liegen?!?

 

Die Wegstrecke gestern und vorgestern fand ich sehr schön, ebenfalls einen Teil der heutigen Strecke. Die Landschaften und Ausblicke des Rhein-Sieg-Kreises begeistern mich jedes Mal aufs Neue,  vor allem, wenn man wenigstens auf einem Teil des Weges von einem weiteren Familienmitglied begleitet wird, auf dem Teilstück Hoppengarten - Eitorf von meinem zweitältesten Bruder Florian.

 

Heute führte uns allerdings ein Teil des Weges durch Industriegebiete, Stadtbereiche und über die Autobahn. Das muss ich ja nun nicht unbedingt haben... Papa sagt, solche Wege müssen auch mal sein. Nö, find ich nicht. Aber mir ist schon klar, dass mir solche Wege in Zukunft noch öfters begegnen werden, keine Sorge... Ich bin schon gespannt, was ich zu den Wegen hinter Köln sagen werde, den Wegen, die ich nun wirklich gar nicht kenne, auch nicht in Teilstücken.

 

Das Wetter spielt meiner Meinung nach sehr gut mit. Gestern und vorgestern war es knackig kalt, allerdings häufig mit Sonnenschein, sodass die Luft herrlich klar war und der Boden schön geforen. Der Schlamm unter den Füßen war hart und unseren Schuhen blieb der erste Wasserfestigkeitstest erspart. Kälte ist ja prinzipiell nichts Schlimmes, zumal wir ja mit selbstgestrickten Schals von Mama bestens ausgerüstet waren. Beim gestrigen Aufstieg nach Happerschoß waren sie fast schon zuviel des Guten. Das war ein lustiges An-und-Auszieh-Spiel!

Heute war es dann doch ein bisschen wärmer, dadurch aber auch feuchter, sowohl am Boden wie auch vom Himmel. Ab und an fisselte es und an Sonnenschein war nicht zu denken. Da gefielen mir die letzten zwei Tage aber besser! Obwohl Kälte ja auch so ihre Tücken hat, wie ich gestern abend beim Gassigang noch feststellen musste. Ein im Schnee tollender Hund, eine Eisplatte auf dem Weg und zack! lag ich da. Der Hund fand es witzig und sprang erst Recht um mich herum. Und wie fand ich's? Tja, manchmal ist viel Oberschenkel und Hintern doch gut. Viel Körper federt viel ab!

 

Und nun zu unseren ersten Pilgerunterkünften: Die erste Nacht, von Mittwoch auf Donnerstag, hatte ich noch einmal die Möglichkeit, im heimischen Bettchen zu verbringen. Ein bisschen war zu Hause alles wie immer, nur eben mit mehr Leuten, da Mama und Florian auch noch dabei waren, um sich von uns zu verabschieden. Und alles hatte den komischen Beigeschmack eines langen Abschieds. Ingo hat uns noch einmal fürstlich bekocht und nach einer unruhigen Nacht ging es dann tatsächlich los. Tja, und jetzt bin ich mal wieder unterwegs. Danke, mein Schatz, dass du mich mal wieder ziehen und meine Träume verwirklichen lässt! Aber es wird ja kein Abschied für immer sein.

 

Die vergangene Nacht in Lohmar-Heide haben wir bei Uschi, einer Langzeit-Wandergefährtin von Papa verbracht. Empfangen wurden wir schon mit der Jakobsmuschel an der Wohnungstür und einem Jakobsweg-gerecht gedeckten Tisch. In diesem Haus wurde der Wandererservice so groß geschrieben, dass wir jetzt echt verwöhnt sind. DAS kriegen wir wohl nicht so bald wieder. Man könnte sagen, das war all inclusive, mit Handtüchern, "Leihduschgel", Eierlikörteilchen, Badewanne und einem unfassbar köstlichen Tapas-Abend als Einstimmung auf Spanien. Sogar der Hund hatte seine Dose Nassfutter bereitstehen! Nur mit Internet konnte uns die liebe Uschi auch nicht wirklich dienen. Naja, in der Theorie schon, allerdings hat an ihrem urzeitlichen PC alles so lange gedauert, dass ich nach über einer Stunde hier auf der Homepage immer noch nichts erreicht hatte und äußerst gefrustet war. Naja, man kann nicht alles haben... Als ich dann abends gemütlich meinem heißen Bad fröhnte, habe ich dann eine fast drei Din-A4-Seiten lange Email an meinen Freund geschrieben, die den Blogeintrag beinhaltete, den er für mich hier hochladen sollte. Tja, und wie ich dann so bin, drei Sätze vor Beendigung des Eintrags verdrücke ich mich auf meinem Smartphone und ALLES ist weg. Dann hab ich kurz überlegt, ob ich vielleicht ausflippen sollte, hab mir dann gedacht, dass das in der Wanne voll Wasser echt ungünstig wäre und habe mich entschieden, das Ganze für diesen Abend ad acta zu legen und euch heute in Ruhe zu schreiben. Ich glaube, das war eine gute Idee...

 

Nach einem leckeren Frühstück heute morgen haben wir uns also schweren Herzens von Uschi getrennt und uns mit einem fröhlich trippelnden Hund auf den weiteren Weg nach Lohmar gemacht, von wo aus uns zwei weitere Wanderfreunde von Papa ein Stück bis Lind begleiteten.

 

Kurze Zeit später beschrieb Papa den weiteren Weg mit "Jetzt nur noch hier so einmal quer durch und über die Autobahn und dann sind wir auch schon fast da." Sowas sagt man nicht! Ist ne blöde Idee!! Zumindest MIR nicht! Ich kann ja stundenlang gehen. Ich verstehe aber unter "schon fast da" soviel wie "ganz bald". Wenn ich dann noch zwei Stunden gehen muss, ist das ganz blöd und zieht sich wie Kaugummi. Und dann auch noch durchs Industriegebiet. Bah! Ich habs dem Papa gesagt und wir haben uns drauf geeinigt, dass wir uns solche schwammigen Aussagen zukünftig sparen.

 

Auf dem Weg zum Porz-Wahner Bahnhof haben wir uns noch schnell mit zwei Dosen Nassfutter fürs Hundchen bewaffnet und uns dann auf den Weg zu unserem heutigen Nachtquartier gemacht: Brüderchen Julis und Lisas Wohnung am Hansaring.

 

Wir waren sehr früh fertig mit unserer heutigen Etappe. Das hat einen einfach Grund: In der Wahner Heide gibt es kaum Schutzhütten oder Bänke. Und bei den heutigen Temperaturen überlegt man sich auch dreimal, ob man eine Pause einlegt. Und wenn ja, treibt es einen vor Kälte schnell wieder hoch. Trotzdem ist der ganze Körper dann aber schon wieder so ausgekühlt, dass alles wehtut und man sich die ersten Meter bewegt wie ein alter Mann / eine alte Frau.

 

Und jetzt liege ich gemütlich, aber mit Kopfschmerzen auf Julis und Lisas Sofa, der Hund hat seine Stärkung schon bekommen und ratzt auf dem Teppich, Papa hat grad sein Nickerchen gemacht und ich denke mit Grausen daran, dass wir gleich nochmal rausmüssen. Zum einen, damit Fiffi sich erleichtern kann, zum anderen weil wir mit meinem ältesten Bruder Dani und seiner Freundin Lena auf einen gemütlichen Abschiedsabend verabredet sind.

 

Morgen gehts dann wieder mit der Bahn von Köln aus zurück nach Wahn, von wo aus wir uns dann wieder zu Fuß Richtung Köln bewegen. Sowas Beknacktes... Sind wir beknackt... Ich bin beknackt... Und ich bin platt. Aber glücklich. Morgen gehts weiter!

 

Danke, dass ihr geduldig jeden Tag wieder hier vorbeischaut, um zu sehen, ob es etwas Neues von uns gibt!

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Kommentare: 2
  • #1

    Sebastian (Freitag, 15 Februar 2013 19:37)

    Ihr seid tatsächlich losgelaufen. Ohmannomann. Verlauft euch nicht!

  • #2

    Centrifugal Juicer (Montag, 29 April 2013 02:12)

    This is a great blog post! Thank you for sharing with us!