Pilgern mit Hund nach Santiago de Compostela

Translation:

Reinhard: Verfrorene Magnetstreifen?

Kuddi, der alte Besitzer des Pferdehofes, auf dem wir die Nacht verbracht haben, kommt mir früh  morgens auf meinem Weg ins Badezimmer in langer Unterhose (NATO-olive) entgegen. Er blinzelt mich freundlich an und nuschelt ein "Gut`n Morgen". Während ich im kalten Bad meine Katzenwäsche erledige, stocht er nebenan den großen Küchenofen und befeuert ihn mit großen Holzstücken direkt aus der Schubkarre. Als Anni und ich in die Küche kommen, ist der Frühstückstisch schon gedeckt und der Kaffee brutzelt in der Maschine. Helmut, der Reitlehrer und zukünftiger Besitzer, setzt sich ebenfalls zu uns und genauso wie gestern Abend sind der Jakobsweg und der Reitsport Thema Nummer eins.

 

Um kurz nach neun Uhr beladen wir Helmuts Wagen mit Sira, unseren Rucksäcken und uns selbst und lassen uns von ihm zur Kathedrale ins Ortszentrum von Prüm fahren. Wir verabschieden uns herzlich von Helmut, nicht ohne ihm die Gelegenheit zu geben, uns vor der mannsgroßen Bronzestatue des heiligen Jakobus (im Pilgeroutfit) zu fotografieren.

 

Drinnen in der Kathedrale hole ich für Anni und mich den Pilgerstempel ab. Anni und Sira dürfen nicht mit rein. "Der Hund muss draußen bleiben!" Warum eigentlich? Ist ein Hund nicht auch eine Kreatur Gottes ?

 

Pilgerstempel für den Pilgerausweis zu sammeln, wird wahrscheinlich im Laufe der Wochen für uns zur Sucht werden, sind sie doch nicht nur ein Beweis unserer Pilgerschaft, sondern in ihrer Unterschiedlichkeit auch eine schöne Erinnerung.

 

Bevor wir uns auf die 27km lange Strecke machen, müssen wir noch etwas erledigen: Ich brauche Geld. Gestern Nachmittag hat der Geldautomat im HIT-Markt meine Karte nicht angenommen, aber bei der Sparkasse wird es schon klappen... Denkste! Nicht nur meine Karten nimmt er nicht, sondern auch zwei von Annis nicht. Was ist los? Unsere Vermutung: Die Kälte hat die Magnetstreifen auf den Karten beeinträchtigt. Und jetzt ist auch noch Wochenende...! Hoffentlich reicht unser Zaster bis Montag ... Und hoffentlich  finden wir dann  eine Sparkasse!

 

Der Weg heute ist eigentlich sehr unaufgeregt: Vom Tal steil hinauf auf die Höhen, die Schneehöhe nimmt wieder zu je höher wir klettern, und der Wind vereist langsam unsere unbedeckten Hautstellen. Es geht rauf und runter, durch kleine, unscheinbare Örtchen, durch das Tal der Schönecker Schweiz, über's freie Feld und durch verschneite Wälder. Wir treffen kaum eine Menschenseele. Wer ist schon so bekloppt  wie wir und geht bei diesem kalten Wetter vor die Tür?

 

Um kurz nach 17.00 Uhr sind wir in Waxweiler, wo ein warmes Zimmer auf uns wartet.

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Kommentare: 1
  • #1

    Sebastian (Sonntag, 24 Februar 2013 10:56)

    Na, die Geschichte hat ja romantisch angefange, hätte auch einen anderen Verlauf nehmen können... ;-)
    Das Bild sieht ja aus wie bei eurer Alpenüberquerung. Habt ihr nochmal mit so viel Schnee gerechnet?