Pilgern mit Hund nach Santiago de Compostela

Translation:

Reinhard: Morgen kommt Besuch!

Couchy liegt in der Sonne, als wir bei der Domaine Brugere über den kleinen Hof gehen und auf die Straße treten. Die Streckenlänge ist heute überschaubar,  knapp 20 Kilometer, und wir lassen es von Anfang an ruhig angehen. Zahlreiche Wegweiser kündigen einige Weingüter an, bei denen wir im Ort noch vorbeikommen. Weinfässer stehen vor riesigen Eisentoren, einige mit Weinflaschen darauf, die das jeweilige Angebot repräsentieren.

 

Zehn Minuten später gehen wir schon durch den Weinberg, d.h. Weinberge kann man die hier nicht nennen, flache Weinhänge trifft eher zu. Trotzdem ergeben sich bald schöne Fernblicke und die Seele jubiliert. Rechts am Weg steht ein kleiner Unterschlupf aus Natursteinen, der die im Weinberg arbeitenden Menschen bei Unwetter Schutz bietet. Die Öffnung ist schmal und niedrig, und als ich Anni und Sira für ein Foto hineinjage, kommen beide irgendwie hinein, aber Anni kaum wieder raus. Natürlich nur wegen des Rucksacks.

 

Nach Fixin steigen wir über die Weinberge hinaus hinauf in den Wald hinein. "Steigen" ist falsch ausgedrückt, "kraxeln" ist angesagt. Schon als ich den Steilhang vor mir erblicke, sehe ich im Geiste, wie sich unsere Fingernägel in den Pfad graben. Und richtig! Wie bei unserer letztjährigen Alpenüberquerung hecheln wir den Waldhang hoch, versuchen, uns dabei an Büschen und dünnen Baumstämmen festzuhalten und Sira klettert munter vorweg. Nach einer Viertelstunde ist aber auch das geschafft. Oben entwickelt sich der Weg zu einem hübschen Höhenspaziergang durch Kiefern und meterhohe Buchsbäume. Dann geht es wieder runter und wir erreichen die Weinhänge nicht weit von der Stelle, wo wir etwa eine Stunde zuvor begonnen haben hochzusteigen. Was sollte das jetzt? Wollte man uns unbedingt die großen Buchsbäume zeigen? Oder uns nur mal Abwechslung von den Weinhängen bieten? Aber wir haben heute ja genug Zeit, nehmen wir eben alles mit .

 

Zur Mittagsrast lassen wir uns auf einer bequemen Bank nieder und schauen hinunter auf das Meer von Rebstöcken, das sich vor uns ausbreitet. Zwischen ihnen etliche Vans oder Kastenwagen, mit denen die Weinbauern zu ihren Arbeitsplätzen gefahren sind. Es ist gerade 12 Uhr und wie auf ein geheimes Zeichen hin setzen sich fast alle Richtung Dorf in Bewegung. Mama wartet zu Hause mit dem Mittagessen.

 

Wieder führt der Weg in den Wald hinauf - und wieder hinunter. Nur diesmal über Baumwurzeln und rutschige Steine. Wir müssen höllisch aufpassen, damit wir uns nicht wickeln. In diesem Moment wird uns mal wieder bewusst, wie schnell alles vorbei sein kann. Ein verdrehter oder gar gebrochener Knochen und unser Pilgerweg hat ein Ende. Also immer schön aufpassen und vorsichtig sein!

 

Am frühen Nachmittag sehen wir das Chateau des Clos de Vougeot inmitten eines Weinhangs vor uns liegen. Die  Zisterziensermönche von Citeaux haben dieses Schloss einst gebaut, heute ist es Sitz einer Weinbruderschaft. Diese Gemeinschaft trifft sich hier mehrmals jährlich zu großen Zusammenkünften mit leckerem Essen. Am nächsten Samstag ist es wieder so weit. Als wir dieses geschichtsträchtige Gebäude zu einer kleinen Besichtigung betreten, rauben uns die köstlichen Gerüche, die um uns herumwehen, bald die Sinne. Sollen wir hier mal an die alte Tradition erinnern, dass man Pilger verköstigen sollte, und zwar umsonst? Aber wir geben  uns lieber keinen Illusionen hin und beginnen mit unserer Besichtigungstour. Sira, die wir an der Kasse zurücklassen müssen, jault hinter uns her. Denkt sie, wir gehen jetzt essen und sie bekommt nichts ab?

 

Eine Stunde später sind wir an unserem Tagesziel Nuits-St.-Georges. Unser kleines Hotel ist keine Offenbarung. Das dazugehörige Restaurant mag ganz nett sein, das Zimmer, na ja. Mitten in der Relax-Phase ein Anruf: Johan (wirklich nur mit einem "n"), ein Wanderfreund von unserer Alpenüberquerung, ist in der Leitung. Er und Nanni, seine Frau, wollten heute eigentlich mit dem Flieger Richtung Mallorca. Da der Flug aber gecancelt wurde, haben sie sich spontan entschlossen, runter zu trampen, unterwegs zu unterbrechen und für drei Tage mit uns zu ziehen. Wir sind baff und gleichzeitig begeistert. Morgen bringen außerdem noch unsere Theaterfreunde Monika und Kurt auf ihrer Fahrt zu ihrem Ferienhaus Freundin Veronika vorbei, die uns dann ebenfalls für einige Tage begleiten wird. Die Sache nimmt ja Expeditionscharakter an! Mit der trauten Dreisamkeit von Anni, Sira und mir ist es dann erstmal vorbei. Aber wir freuen uns trotzdem!

Kommentare: 3
  • #3

    Juicer Reviews (Montag, 22 April 2013 22:51)

    This is a great post! Thank you for sharing with us!

  • #2

    Dani (Sonntag, 31 März 2013 13:02)

    Is ja cool, da seid ihr ja fast ne ganze Reisegruppe...

  • #1

    Christof (Freitag, 22 März 2013 12:47)

    Dann kam meine Message von Johan & Nanni ja an und seid ihr vier bald wieder vereint wie auf diesem Foto hier: http://www.einfachbewusst.de/2013/01/10-gruende-von-muenchen-nach-venedig-zu-gehen/

    Viel Spaß und liebe Grüße aus Franken,

    Christof