Pilgern mit Hund nach Santiago de Compostela

Translation:

Reinhard: Schwere Unterkunftsfrage

Von Beaune (Gigny) bis Fontaine, 30 km

Von Fontaines bis Poncey, 17 km

Naaaaaaaaa????? Habt ihr schon auf unseren Bericht gewartet? Sorry, aber gestern Abend war einfach nichts mehr drin. Zunächst haben wir erstmal eine Monsteretappe hinter uns gebracht, dann lange Zeit (vergeblich) versucht, die nächste Unterkunft zu klären und dann war es auch schon zu spät anzufangen. Aber jetzt liege ich nach einer kalten Dusche im Bett und hole Versäumtes nach.

 

  Anni hatte vorgestern gerade ihren Bericht beendet, kamen Monika und Kurt mit Veronika angerauscht. Ich habe mich riesig gefreut, (heimat)bekannte Gesichter wiederzusehen, denn Anni und ich waren jetzt über fünf Wochen lang ganz  auf uns konzentriert, da kann etwas Abwechslung nur gut sein. Das Hallo ist groß und sofort besichtigen sie unsere originelle Unterkunft. Besonders interessieren sie sich für unsere gelungene Klospülung und die auf einem etwa 80 cm hohen Podest installierte Duschtasse. Genau wie wir sind sie sofort begeistert von der Herzlichkeit unserer Gastgeber und haben überhaupt nichts dagegen, sich mit uns zum Abendessen am großen Tisch im Wohnzimmer niederzulassen. Sabine, unsere Gastgeberin, die nicht müde wird zu betonen, dass sie nicht kochen kann, fährt lukullisch leckere Vorspeisen an und rundet das Ganze mit einer Pizza ab, während ihr Mann Bruno den Rotwein fließen lässt, "den besten auf der Welt" aus Papas Weinberg. Die Konversation geht flockig einher in einer Mischung aus Deutsch, Französisch und Englisch. Es wird viel gelacht und palavert und ich befürchte schon, dass es ein böses Ende nehmen wird, als wir doch nochmal so gerade die Kurve kriegen, Monika und Kurt sich Richtung Hotel verabschieden und der Rest sich zum Schlafen in die Horizontale begibt.

 

Am nächsten Morgen bringt uns Sabine mit dem Wagen ins Zentrum von Beaune. Am Office de Tourisme lässt sie uns raus und wieder mal nehmen wir Abschied von einer kurzen, aber

herzlichen Bekanntschaft. Wie  viele werden es noch werden?

 

Wir winken Sabine noch nach, da laufen wir auch schon Johan und Nanni in die Arme. Wir hatten uns hier telefonisch verabredet und wieder ist die Wiedersehensfreude mit unseren Freunden vom "Traumpfad München - Venedig" groß. Wir gehen nochmal ein Stück zusammen - herrlich!

 

Leider regnet es, als wir durch Beaune bummeln, und es hört zunächst auch nicht auf. Für die Drei nicht sehr motivierend für den Anfang, aber sie kennen das und sind keine Schönwetterwanderer. In den Weinbergen wird auch nicht gearbeitet, den Weinbauern ist es wohl auch zu nass. Wir ziehen durch riesengroße Weinflächen in der Ebene, etwas eintönig, aber das ist jetzt auch schon egal. Nicht egal ist es meinen lieben Mitpilgern, als die Strecke sich immer weiter und weiter zieht. Telefonisch hatten wir eine preiswerte Unterkunft in einer Pilgerherberge in Fontaines reserviert, etwas abseits des Weges. Aber sooo weit abseits des Weges wäre nun auch nicht nötig gewesen. Veronika wirft das Handtuch, nimmt das Angebot unseres "Herbergsvaters" an, nutzt seinen Abholdienst ab Chagny, und lässt sich zum "Refuge" karren, während wir anderen Vier und Sira weiterschluffen. Was laut Wanderführer vier Kilometer abseits des Weges liegen soll, entpuppt sich als ganz andere Herausforderung. Es werden nochmal zehn Kilometer, sieben davon an einem fast schnurgeraden Kanal entlang. Als wir irgendwann dann doch in Fontaines ankommen, tendiert die Begeisterung für's  Wandern bei den meisten gegen Null. Selbst die Kirmes im Dorf reißt uns nicht mehr vom Hocker und wir sind heilfroh, als wir die Herberge endlich erreichen. Veronika hat inzwischen gekocht und notwendige Einweisungen vom quirrligen kleinen Herbergsvater erhalten. Jetzt wollen wir eigentlich nur noch unsere Ruhe - und ich die Sicherstellung unseres Quartiers für morgen. Veronika bemüht sich mit ihrem vorzüglichen Französisch am Telefon, aber nichts geht. Die Unterkunftsfrage bleibt am Abend unbeantwortet. Was mir gewaltig stinkt!

 

Beim Frühstück heute Morgen gibt uns der Herbergsvater außer einem Stempel für unseren Pilgerpass noch ein paar weitere Adressen und Veronika versucht unterwegs weiter ihr Glück. Und siehe da, während einer Rast wird sie in einem kleinen Dorf bei Givry fündig. Eine Chambre d'hotes ist bereit, Anni, Veronika, Sira und mich aufzunehmen. Nanni und Johan wollen sich noch nicht entscheiden und sich später selbst kümmern.

 

Von nun an kann ich den Weg genießen, weiß ich doch nun, dass ich mein Haupt heute Nacht weich betten kann. Wir alle ziehen durch Weinhänge, über kleine Straßen und Dörfer, steigen zu einer Hochfläche hinauf, rasten bei Bedarf (unter anderem einmal an einem Verpflegungsstand für ein Mountainbikerennen) und haben bei nicht unbedingt sonnigem, aber doch trockenem Wetter unseren Spaß.

 

  Gegen 15 Uhr schon sind wir bei unserer Unterkunft - und erstmal geschockt über den Preis. Veronika muss da am Telefon was Falsches verstanden haben... Außerdem scheint sie mir heute sowieso nicht in Hochform zu sein. Hat sie doch glatt heute Morgen im Refuge den Kanten Gouda im Kühlschrank vergessen, den ihr ihre liebe Schwester Thea mit auf die Reise gegeben hat! Und was soll ich heute Abend essen???

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    iris (Montag, 25 März 2013 08:14)

    vielen Dank für die Kilometerangabe, kann man sich jetzt noch besser vorstellen was Ihr zu leiste und bewältigen habt. ich wünsche Euch auf jeden Fall die nächste Zeit mal keinen Regen, ein wenig Sonne und liebe Leute.Einen schönen Tag :)