Pilgern mit Hund nach Santiago de Compostela

Translation:

Annika: Es ostert!

In der Nacht war ich, wie man bei uns so schön sagt, inner Uhr. Die Uhren wurden umgestellt. Ich wusste gestern Abend nicht, ob sich die Zeit am Smartphone selbst umstellt oder ob ich das manuell regeln muss. Ich versuche es einfach manuell.

Nachts werde ich vom Dröhnen des PCs und dem fiesgrellen Licht des Monitors wach. Papa durfte hier seinen Artikel schreiben und als er das letzte Mal abspeichern wollte, lud und lud der PC. Also hat er das Ganze so zurückgelassen und als ich nachts um eins wach werde, muss ich erst einmal alles ausmachen.

Eine Weile später klingelt mein frisch manuell gestellter Wecker. Dummerweise hat mein Phone sich auch automatisch auf die Sommerzeit eingestellt, also ist es erst Viertel vor sechs. Die stündlich lautstark rabäkende Kuckucksuhr im Flur ist so nett, meine Unsicherheit bezüglich der Uhrzeit zu beseitigen. Ich kann noch ein Stündchen schlafen, bevor ich mich wie gerädert parat mache.

Als ich aus dem Bad komme, finde ich in meinem Bett eine Überraschung: Der Osterhase war da! Auf meinem Bett liegt ein Osternest! Ich freue mich über Schokoladeneier, Sira sich mehr über das Nest an sich, mit Moosfüllung.

Als wir unsere Herberge verlassen, frage ich mich, wie der Osterhase überhaupt hergefunden hat: Es ist kalt, es schneit und der Nebel ist so dicht, dass man nicht einmal das Haus auf der anderen Straßenseite sehen kann. Wir sehen eine einzige Frau, die ihre Baguettes holt, ansonsten sind die Straßen menschenleer.

Sira lässt sich vom unheilvollen Wetter nicht beeindrucken. Sie hat ein Bällchen gefunden, das sie die nächsten 300m hingebungsvoll mit sich rumschleppt.

Von den im Wanderführer beschriebenen traumhaften Fernblicken sehen wir nichts. Wir erkennen gerade so den Weg vor uns und eine Kuh-/Kalbs- und Bullenherde. Als Sira diese geballte Menge Steaks anbellt, rennen sie erst auf uns zu und dann vor uns davon. In diesem Nebel sieht das schon echt eindrucksvoll aus...

Als wir weiter über mal mehr, mal weniger matschige Wald- und Feldwege laufen, kommen wir durch kleine Orte, deren Kirchenglocken uns am Ostersonntag begrüßen. Der Nebel lichtet sich immer mehr, der Schnee hat aufgegeben und ab und an wagt sich sogar die Sonne heraus!

Als wir auf einer Anhöhe in Mars unsere erste Pause machen, merken wir allerdings, dass ihr noch ganz schön die Kraft fehlt. Wir frieren und Sira schabt mit der Schnauze im Kies, um sich ein möglichst warmes Nest zu bauen. Am Ende hat sie ihr Plätzchen wie immer ganz nah an Papas Beinen gefunden.

Wir passieren eine Art Kombination aus Schrottplatz, Havarieladen, Kneipe, Bäckerei, Supermarkt, Café und Messiegrundstück. Veronika geht hinein und kauft ein Baguette. Sie ist beeindruckt von diesem riesigen und absolut unorganisierten Chaos. Vor dem Grundstück der obligatorische Hofhund, heiser gebellt, an einer 3m-Kette, völlig abgedreht und in seinen eigenen Exkrementen und Schlamm lebend. Es ist zum Heulen.

Nach einigem Bergauf und Bergab erreichen wir Charlieu. Auch hier wirkt alles sehr ausgestorben. Papa ist glücklich, dass die Abbaye trotz Ostern geöffnet hat und schlüpft hinein. Sira und ich müssen draußen bleiben. Hunde verboten! Veronika hat auch kein Interesse, also nutzen wir unsere Zeit für eine Rast. Und da uns so erbärmlich kalt ist, kommt zum ersten Mal seit Reiseantritt unser Kocher zum Einsatz. Wer hätte das gedacht! Wir schlürfen genüsslich unseren Kaffee und Sira fröstelt auf ihrer Decke zu meinen Füßen.

Nach einer Weile treibt uns die Kälte hoch und wir setzen zum Endspurt an. Die Menschen sind scheinbar so langsam fertig mit ihrer Mittagsruhe - die Straßen füllen sich. Immer an der Landstraße entlang erreichen wir schließlich unser Etappenziel Briennon. Unsere Unterkunft sieht schwer verlassen aus. Als wir die Dame des Hauses anrufen, steht sie plötzlich in der Tür des Nebenhauses. Sie lässt uns herein und schon auf der Treppe schlägt uns ein unglaublicher Hundegeruch entgegen. Der Haushund ist im Nebenzimmer eingesperrt. Naja, nett, dass er wenigstens sein Aroma hiergelassen hat!

Ich begutachte mein Zimmer. Es stinkt nach kaltem Rauch, sonst ist alles da, was man braucht, nur keine Wände. Toilette, Waschbecken, Dusche, alles hinter einem Vorhang.

Prost Mahlzeit, das ist was für mich! Was tut der Pilger nicht alles!

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Kommentare: 1
  • #1

    Nanni (Sonntag, 31 März 2013 23:35)

    Und um wieviel Kilo ist Veronikas Rucksack leichter geworden?