Pilgern mit Hund nach Santiago de Compostela

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Reinhard: Sieger und Besiegte

Von St.-Jean-St.-Maurice-sur-Loire nach Pommiers-en -Forez, 23 km

Veronika ist immer noch nicht wieder fit, besser gesagt, ihre Füße sind es nicht. Etwas sehnsüchtig schaut sie uns heute morgen aus dem Fenster unserer Herberge hinterher, als wir uns um 9 Uhr auf den Weg machen. St.-Jean-St.-Maurice ist zu diesem Zeitpunkt anscheinend menschenleer und wir gehen durch die kleinen Gassen, ohne einer Menschenseele zu begegnen. Kurz hinter der Kirche fällt unser Weg als schmaler Pfad zur Loire hin ab.

Ja tatsächlich, wir haben inzwischen die Loire überschritten, vorgestern schon. Gestern fiel die 1000km-Marke und wir haben noch immer nicht genug. Sieben Wochen sind wir jetzt unterwegs und wir können schon jetzt die vielen Eindrücke und Erlebnisse kaum noch speichern, wie soll das noch werden?! Wie gut, dass bisher alles im Blog verarbeitet ist, damit bleibt die Erinnerung auf diese Art erhalten.

Während Anni, Sira und ich in der morgendlichen Kühle, aber bei blauem Himmel einige kleine Auf- und Abstiege bewältigen, wartet Veronika auf ihr Taxi, das sie heute zu unserem Etappenziel Pommiers-en-Forez bringen soll. Billig ist das nicht, aber sich quälen taugt auch nichts. In Bully will sie das Taxi nötigen, kurz für einen Einkauf in der dortigen Epicerie anzuhalten, unsere Vorräte tendieren gegen Null. Als wir drei Pilger in Bully ankommen und an der Epicerie vorbeilaufen, steht ein Taxi vor der Tür. Das nenne ich ja mal ein perfektes Timing. Doch der Taxi-Chronometer läuft unaufhaltsam und es ist nicht viel Zeit, das unerwartete Zusammentreffen zu feiern. Veronika packt die Lebensmittel ins Auto und ist auch schon wieder weg, während Anni und ich uns einen Kaffee bzw. eine Cola gönnen. Wir setzen uns draußen an einen kleinen Tisch und genießen die Sonne.

Wir haben gerade unsere Rast beendet und ich komme von der benachbarten öffentlichen Toilette zurück, da sehe und höre ich Anni mit zwei Frauen reden. Schnell erkenne ich sie auch: Schon gestern haben wir sie mit schleppenden Schritten und dicken Rucksäcken in St.-Jean-St.-Maurice einlaufen und ein Quartier suchen sehen. Es sind auch Pilger((innen) und wieder mal Deutsche. Wer hier pilgert, kommt aus Deutschland, jedenfalls zum allergrößten Teil. Wir erfahren, das sie aus Warendorf im Münsterland kommen, seit sechs Jahren dabei sind, sich den Jakobsweg von zu Hause aus zu erlaufen und gestern wieder mal angefangen haben. Ziel für sie ist diesmal Le Puy, für uns nur ein Zwischenziel.

Während wir wieder weiterziehen, holen sie sich wohl ihren Kaffee raus. Das Wetter verwöhnt uns heute. Anni und ich beschließen, den heutigen Tag als ersten vollwertigen Frühlingstag zu bewerten. Sonnenschein von morgens bis abends, dazu sehr angenehme Temperaturen, die uns dazu bringen, im T-Shirt zu gehen. Zur zweiten Rast lümmeln wir uns auf eine trockene Wiese und ich jedenfalls schließe manchmal die Augen, um den Vögeln zuzuhören.

Dann aber höre ich eher Hunde. Erst einen, dann immer mehr. Sie gehören zum naheliegenden Bauernhof und melden Besitzansprüche an. Dabei wollen weder Anni und ich und erst recht nicht Sira ihnen diese abspenstig machen. Sira zeigt zunächst kein großes Interesse an den Kläffern, als diese aber immer mehr und immer lauter werden und sich sogar immer aggressiver nähern, zeigt unser Pilgerhund Zivilcourage. Sie springt auf die Bande zu, bellt ein paarmal drohend - und siegt. Die Feinde treten den Rückzug an. Gut gemacht, Sira!

Die Siegerrolle kann sie nur wenig später nicht unbedingt für sich verbuchen. Als wir bei einem einsamen Bauernhof an einem Teich vorbeikommen, hüpft plötzlich von dessen Rand ein Frosch nach dem anderen vor Siras Nase ins Wasser. So sehr Sira sich auch anstrengt, die Frösche sind immer schneller und sie kann ihnen nur blöd nachgucken. Tja, man muss auch mal verlieren können.

Nach einer immer flacher werdenden Strecke, aber bei immer gleichbleibendem Sonnenschein, erreichen wir gegen 16 Uhr Pommiers-en-Forez. Die Besichtigung der dortigen ehemaligen Benediktinerabtei kann mich heute nicht reizen und wir marschieren den letzten knappen Kilometer weiter bis zum Campingplatz. Veronika erwartet uns dort vor schon auf der kleinen Terrasse vor unserem reservierten Ferien-Caravan. Hier hat sie es sich den Tag über gut gehen lassen und wir drei Pilger tun es ihr jetzt nach.

Wie heute könnte das Wetter gerne noch etwas bleiben, aber die Wettervorhersage hört sich anders an.

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Kommentare: 3
  • #1

    Sebastian (Donnerstag, 04 April 2013 14:58)

    Herzlichen Glückwunsch zu 1.000 km!! Weiter so!

  • #2

    u=264123 (Samstag, 27 April 2013 02:29)

    This informative article was just what I had been trying to find!

  • #3

    Masticating Juicer (Montag, 29 April 2013 11:21)

    This is a great blog post! Thanks for sharing with us!