Pilgern mit Hund nach Santiago de Compostela

Translation:

Annika: Dankbarkeit eines Hundes

Von Lalbenque nach Cahors, 18 km

Ich möchte heute beginnen mit Reaktionen auf zwei Kommentare bzw. Gästebucheinträge. Also erstmal an Mama: Nein, meine Socken werden gut gepflegt und sind noch ganz heile. Allerdings trage ich sie nicht beim Wandern, weil sie mir zum Vollschwitzen zu schade sind. Sie kommen jeden Nachmittag nach dem Duschen als Wohlfühlsocken zum Einsatz.

An Jürgen: Wir freuen uns sehr, wenn wir anderen Hundebesitzern als Motivationshilfe und Bestätigung dienen können. Es ist die Sache auf jeden Fall wert. Allerdings ist es sehr hilfreich, wenn dein Wuff nett zu Menschen ist. Sira klimpert jeden mit ihren langen Wimpern und ihrem Wedelschwänzchen an und jeder verliebt sich gleich. Sehr von Vorteil! Verträglichkeit mit anderen Hunden und Katzen gibt einem auch mehr Möglichkeiten, es geht aber auch so (Sira hat Katzen zum Fressen gern, bei Hunden entscheidet die Sympathie). Wenn dein Hund einigermaßen erzogen ist, kannst du damit auch immer begeistern (Sira hat das schon mit einem "Sitz" oder "Platz" auf Kommando geschafft). Wenn dein Fiffi relativ hitzebeständig und trainiert ist, schafft ihr das! Für die Pfoten empfehle ich tägliches Melkfett, das ist billig und hält die Füße gut geschmeidig. Bisher klappt das super, würde ich mir aber in Deutschland holen. Hier in Frankreich finde ich es nicht. Und ein Allesfresserhund ist auch von Vorteil. Verlasse dich nicht darauf, dass du hier immer Hundefutter kriegst, geschweige denn immer dad Gleiche. Bezüglich der Unterkünfte versuchen wir in den nächsten Tagen, exklusiv für dich, noch schnell wenigstens unsere Unterkünfte ab Le Puy en Velay online zu stellen. Wir können aber nicht garantieren, dass das klappt. Wir empfehlen dir aber auf jeden Fall, den aktuellen Miam Miam Dodo bei Amazon oder vor Ort zu kaufen. Es gibt auf jeden Fall eine Ausgabe von Le Puy bis St.-Jean-Pied-de-Port und eine für den Camino Frances. Die Auswahl an Unterkünften ist groß und wir haben darin immer irgendwann irgendetwas irgendwo gefunden. Wir würden uns sehr freuen, weiterhin von dir und deinem Vorhaben zu hören. Buen Camino und Ultreia, auch in schwierigen Momenten. Es lohnt sich!

Nun zum Tag: Ich habe nicht viel zu erzählen. Als ich wach werde, ist es halb sechs. In einer halben Stunde klingelt der Wecker und ich muss auf Toilette. Das kann ich ja schon gar nicht leiden. Außerdem schlafe ich oben auf der Empore und muss, um auf die Toilette zu kommen, erstmal eine Leiter runterkraxeln. Das kann ich noch weniger leiden. Aber es hilft ja alles nix. Ich kraxel runter, nachher wieder rauf und liege wach, bis der Wecker klingelt.

Als ich mit Sira die morgendliche Runde drehe, bin ich begeistert; der Hauch von Spanien ist nicht verflogen! Der Geruch von Sonnencreme, die angenehm wärmende Morgensonne, zirpende Grillen, das steinig raue, sympathische Grundstück unseres Hauses... Jetzt nur noch das Meer vor der Tür, dann wäre alles perfekt. Sira mache ich wieder an der Schleppleine im Garten fest. Sie ist zufrieden. Obwohl ihr das Grundstück deutlich zu ameisenbesetzt ist. Und ich glaube, sie fürchtet sich ernsthaft davor. Sie waren ja gestern nicht nur, wie Papa beschrieben hat, auf ihrer Decke und haben sie gepiesakt. Nein, als sie fressen wollte, saßen sie auf den Brekkies und krabbelten in ihre Nase und wenn sie eine auf dem Fliesenboden sah, hüpfte sie gleich erschrocken davon, die Ameise fest im Blick. Erst wenn sie gesehen hat, dass ich den Feind beseitigt habe, konnte sie ihr Eigentum wieder beanspruchen. Manchmal ist mein Hund ein Baby...

Die Morgensonne gibt bereits alles. Selbst ich kann in kurzer Hose loslaufen. Und das will etwas heißen. Die Streckenführung ist heute abwechslungsreicher, aber anfangs nicht unbedingt schöner. Wieder laufen wir über blendend weiße, kalkig staubige Geröllpfade. Mal durch Wiesen, dann unter der Autobahn durch, an bellenden, geifernden Hunden vorbei. Auch dieses Mal schaffen wir es wieder. Bis nach Flaujac-Poujols tut sich nicht viel, wir marschieren eben... Wir sehen ein Schild: "Aire du pique-nique, Eau potable, boissons fraiche, 150 m". Das finde ich gut! Es ist zwar noch früh, aber bei der kurzen Etappe heute können wir die Pause ruhig jetzt schon einlegen. Als wir darauf zusteuern, wieder mal die Enttäuschung: Nicht bewirtschaftet! Toll! Wenigstens Wasser für Sira gibt es, also schlägt sie sich den Bauch voll und wir ziehen weiter. Wir überholen einen lustigen Wandertrupp, der mal wieder von Sira begeistert ist. Nach ein paar Fotos ziehen wir an ihnen vorbei. Im Weggehen höre ich das erste Mal im Ansatz das "Ultreia"-Lied. Ein Mann der Gruppe singt es. Ich freue mich drauf, es irgendwann mal ganz zu hören.

  Als wir endlich eine geeignete Wiese für die Pause finden, sind wir auch schon fast am Ziel. Nach einer Rast in der Wiese mit echt geschmolzener Schokolade laufen wir  über die brennende, schrottreife Hochfläche nach Cahors hinunter. Eine sehr schöne alte Stadt mit einer wunderschönen Kathedrale. Wieder mal bewundern alle den Hund. Allerdings ist es hier wirklich ein Spießrutenlauf, den auffallend vielen Punks und Obdachlosen mit Hunden auszuweichen. In einer engen Stadt braucht es niemand, dass sich zwischen lauter Passanten auch noch Hunde miteinander bekannt machen.

Nach der Stadtbesichtigung erreichen wir unsere Unterkunft, mit allem, was das Herz begehrt: Begrüßungsdrink, Trinkwasserhahn, Schuhputzzeug, ein Doppelzimmer für uns, kalte Getränke in der Selbstversorgerküche und ein herrlicher Garten, in dem Sira erstmal angepflockt wird. Und das alles für zwölf Euro! Sira bedankt sich dafür ganz herzlich, indem sie erstmal in den Garten kackt, dann pinkelt und dann zweimal kotzt.

Was denn?!? So drückt sie aus, dass sie sich wohlfühlt!

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Kommentare: 2
  • #1

    Mama Ingrid (Freitag, 26 April 2013 22:41)

    Hihi, BINGO, Sira ;-)
    Wir können doch wohl davon ausgehen, dass ihr nach eurer Rückkehr das "Ultreia-Lied" perfekt intonieren könnt - alle 3!
    Küssi

  • #2

    Dani (Montag, 29 April 2013 09:39)

    Hahaha! Die Sira! Wie geil. Ich frag mich nur, ob ihr überhaupt mal im Zelt schlagen werdet.